Neurologische Erkrankungen stellen eine erhebliche Herausforderung für die öffentliche Gesundheit dar

Neurologische Erkrankungen gehören zu den häufigsten Ursachen für Behinderungen und stellen eine immense, oft unterschätzte wirtschaftliche Belastung in ganz Europa dar. Millionen von Menschen sind betroffen – mit weitreichenden Folgen für Gesundheitssysteme und Gesellschaften.

Neurologische Erkrankungen als führende Ursache von Behinderungen

Die neuesten Ergebnisse der Global Burden of Disease (GBD)-Studie 2021 stufen neurologische Erkrankungen als weltweit häufigste Ursache für behinderungsbereinigte Lebensjahre (DALYs) ein. Schätzungen zufolge sind in der Europäischen Region der WHO 449,2 Millionen Menschen von einer oder mehreren neurologischen Erkrankungen betroffen.

Eine von der Europäischen Akademie für Neurologie (EAN) durchgeführte regionale Analyse hat erhebliche nationale Unterschiede innerhalb Europas aufgezeigt, aber auch eine klare, gemeinsame Herausforderung: Neurologische Erkrankungen stellen ein großes Problem für die öffentliche Gesundheit dar.

Migräne, Demenz, Schlaganfall, Multiple Sklerose, Parkinson und Epilepsie gehörten zu den belastendsten Erkrankungen. Bemerkenswert ist, dass diese sechs Krankheitsbilder in ganz Europa konstant zu den häufigsten zählen – ein Hinweis auf die universelle Relevanz des Themas. Während infektiöse neurologische Erkrankungen einen rückläufigen Trend aufweisen, nehmen degenerative und vaskuläre Erkrankungen aufgrund der alternden Bevölkerung und Lebensstilfaktoren zu.

Neurologie beansprucht einen erheblichen Anteil an den Gesundheitsausgaben Europas

Das von der EAN geleitete Cost of Illness in Neurology in Europe (COIN-EU)-Projekt quantifiziert die finanzielle Belastung durch neurologische Erkrankungen in 47 europäischen Ländern. Unter Berücksichtigung der direkten medizinischen Kosten, indirekten Produktivitätsverluste und informellen Pflege ergab die Studie eine ernüchternde Realität: Die Neurologie verschlingt einen erheblichen Teil der Gesundheitsausgaben in Europa, oft ohne die Sichtbarkeit anderer Krankheitsgruppen.Im Jahr 2019 beliefen sich die geschätzten jährlichen Gesamtkosten der zehn häufigsten neurologischen Erkrankungen in den EAN-Mitgliedsländern auf 1,23 Billionen Euro.

Demenz erwies sich als eine der teuersten Erkrankungen, bedingt durch den hohen Bedarf an Langzeitpflege. Parkinson wurde als eine der Erkrankungen mit dem höchsten Anteil an direkten medizinischen Jahreskosten eingeordnet.

Nach Einschätzung der EAN ist die Belastung durch neurologische Erkrankungen enorm, bislang unzureichend wahrgenommen und ohne mutige politische Reformen und gezielte Investitionen auf Dauer wirtschaftlich nicht tragbar.

 

Quelle:

Leone, M. 2025. Die Belastung durch neurologische Erkrankungen in Europa. 11. Kongress der Europäischen Akademie für Neurologie, 21-24 Juni 2025, Helsinki, Finnland

Martinez, M., und Walter, L. 2025. COIN-EU: Die Kosten der neurologischen Erkrankungen in Europa. 11. Kongress der Europäischen Akademie für Neurologie, 21-24 Juni 2025, Helsinki, Finnland

Weiter
Weiter

WANTED: Junior Health Data Analyst